Ich war letzte Woche auf dem Bon Iver Konzert in Berlin. Es war grandios und ich war sprachlos. Konzerte sind für mich immer noch etwas ganz, ganz besonderes. Ich habe bis jetzt erst drei richtige miterlebt. Mein 1. Konzert: Die toten Hosen: Motto: Schrei wenn du kannst. Es spritzt Blut, alles sind außer Rand und Band und man ist froh, wenn man es irgendwie überlebt. 2. Konzert: Die Ärzte: Motto: Hab Spaß und feiere als gäbe es kein morgen. Ich gebe zu, nicht gerade die harmonischten und entspanntesten Konzerte, aber mit einer Menge Action. Deswegen war ich auch ganz erstaunt, dass Bon Iver so züchtig und ruhig war. Alle standen friedlich da, schauten nach vorne auf die Bühne und waren begeistert. Na ja, fast alle. Ein Drittel der Zuschauer gehörte zu der Gattung Pärchen und war eher mit sich selbst beschäftigt. Ja, ich bin für die Liebe, ja ihr könnte sie in der Öffentlichkeit meinetwegen auch praktizieren, aber bitte ohne, dass ich es höre und fühle und da mit reingezogen werde. Genau neben uns, in der Menge von Bon Iver, stand ein ziemlich erregtes und aktives Pärchen. Ihre Münder gingen auf und zu, wie die von Fischen und sie hingen ständig aneinander. Ich sah wie sich schleimige Zungen ableckten und die Hände unter die Pullover verschwanden. Warum? Kinder (sie waren recht jung), ihr habt 26 Euro für eine Konzertkarte ausgegeben und fummelt nur rum. Dann hättet ihr auch zu Hause bleiben können und die CD in die Anlage schieben können. Ich hatte während des ganzen Konzertes ein permanentes monotones Schmatzen im Ohr, konnte die Hälfte des Abends nichts sehen, weil irgendwelche Hände in den Haares des anderen wuschelten und wurde auch noch körperlich belästigt. Der stürmische Mann, des Extrem-wir-fummeln-und leckern-uns-in-der-Öffentlichkeit-Pärchen hat die körperliche Orientierung verloren und streichelte plötzlich meinen Oberschenkel. Als ihm die Verwechslung auffiel, war er peinlich berührt und ist mit seiner Schnecke abgedampft. Aber ich will ja nicht nur Negatives über sich auffressende Liebespärchen auf Konzerten schreiben. Einen Vorteil gibt es – sie kleben so eng umschlungen aneinander, dass sie nur ganz wenig Platz brauchen.
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